School must go on

School must go on

Digitalisierung in Schulen

Von Auslandsschulen profitieren alle Beteiligten – ein Gespräch mit Thilo Klingebiel

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Thilo Klingebiel ist seit 2010 Geschäftsführer des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen. Zuvor war der der Bildungsmanager (MBA) und Non-Profit-Manager (VMI) 5 Jahre als Gymnasiallehrer und Projektleiter an der Deutschen Schule Shanghai sowie Bereichsleiter bei Bundesliga.de. Aufgrund seiner Erfahrungen schaut er aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Bildung.
Im Podcast „School must go on“ spricht Thilo Klingebiel über die Kombination aus Schulträgerautonomie und deutschen Standards, den Begegnungscharakter der Auslandsschulen und inwieweit alle Beteiligten von den Schulen profitieren.

– Weltweite Schulträgerautonomie mit deutschen Standards –

Es gibt derzeit weltweit 140 anerkannte deutsche Auslandsschulen, an denen ca. 80.000 Schüler/-innen unterrichtet werden. „Die freien Schulträger finanzieren sich zu 70 Prozent selber aus den Schulgebühren“, erklärt der Verbandsmanager. Durch das Auswärtige Amt erhalten die Schulen darüber hinaus im Rahmen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sowohl eine finanzielle als auch eine personelle Förderung, die durch das Auslandsschulgesetz geregelt wird. „Jede Deutsche Auslandsschule hat eine/-n Schulleiter/-in aus dem öffentlichen Schulsystem, der mit dem ehrenamtlichen Vorstand aus dem jeweiligen Land zusammenarbeitet“, so Thilo Klingebiel. „Man hat somit Schulen, die auf der einen Seite autonom sind und eine große wirtschaftlich strategische Freiheit haben, und auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Zentralsteuerung und deutsche Standards." Diese Mischung sei eine sehr gute Kombination und habe auch Auswirkungen auf die Lehrkräftekultur, da vermittelte Lehrer/-innen aus Deutschland mit den beim Schulträger angestellten Lehrkräften zusammenarbeiten. Dadurch entstehe ein toller Spirit und eine besondere Qualität.

– „Begegnungen schaffen & zusammen bringen“ –

„Dass 75 Prozent der Schüler/-innen nicht-deutsch sprechende Eltern haben, ist Ausdruck der zentralen Aufgabe dieser Schulen: Begegnungen schaffen und zusammen bringen“, erklärt der ehemalige Lehrer. Es gebe zwei Schultypen: Zum einen Begegnungsschulen, bei denen vorwiegend Kinder aus der Region zur Schule gehen und an die deutsche Kultur herangeführt werden und zum anderen Schulen, deren Schülerschaft sich hauptsächlich aus Kindern aus Deutschland zusammensetzt. „Es gibt also diese zwei Teile: Erstens ein starker Begegnungscharakter und zweitens der klare Auftrag, deutsche Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, zu beschulen und ihnen die Rückkehr zu ermöglichen.“

– „Tripple-Win“ durch Auslandsschulen –

„Wir sehen anhand einer durchgeführten Studie, dass große Teile der Absolventen von deutschen Auslandsschulen ein eigenes Geschäft aufbauen, Entrepreneure werden, die sich teilweise dann auch wieder in ihrem Land in den eigenen Schulvorständen engagieren. Der Kreis schließt sich dann also auch“, erklärt der Geschäftsführer. „Das ist, was wir wollen. Dass wir Leute mit den Eindrücken aus der deutschen Herangehensweise in ihre eigene Kultur wieder zurückbringen.“ Es gebe also einen „Tripple-Win“ für das Sitzland, für Deutschland, weil wir auch von anderen Systemen etwas lernen können, und für die Absolventen.

Außerdem spricht Thilo Klingebiel über Schule in China, Elternbeteiligung, die Rolle des Verbandes bei der Schul- & Organisationsentwicklung sowie Digitalisierung in der Bildung.

Weitere Infos: www.auslandsschulnetz.de & www.lehrer-weltweit.de

„Prüfungen und Noten beenden Lernprozesse“ – Über die Prüfungs- & Bewertungskultur im Schulsystem mit Philippe Wampfler

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Philippe Wampfler ist Lehrer und Dozent in der Schweiz und hat als Autor schon diverse Bücher zum Thema Bildung geschrieben. Sein Interesse und Engagement im Bereich Schule ist vielseitig. Aktuell engagiert sich Philippe Wampfler am Institut für zeitgemäße Prüfungskultur.
Im Podcast „School must go on“ spricht er über die Problematik von Prüfungen und Noten, die begrenzte Prognosefähigkeit der Schulen und darüber, wie Feedback die Kompetenzentwicklung unterstützen könnte.

– Das Problem hinter Prüfungen & Noten –

„Ich habe lange gedacht, dass Digitalisierung der Hebel ist, mit dem sich Schulen verändern ließen“, erklärt der Deutschlehrer. Er habe jedoch festgestellt, dass andere Dinge eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Bildung spielen. „Prüfungen und Noten beenden Lernprozesse. Schüler/-innen hören auf zu lernen und das, was sie eigentlich interessiert, interessant zu finden. Stattdessen fokussieren sie sich auf das, was geprüft wird“, sagt Philippe Wampfler. So sehe man beispielsweise im Vorschulalter, dass Lernen etwas Lustvolles sei. Das sollte nicht aufhören. Außerdem seien Prüfungen und die damit einhergehenden Benotungen in jedem Fach willkürlich: „Das was so objektiv, so sachlich daher kommt, ist zutiefst unfair, verzerrt und problematisch!“

– Die Prognosefähigkeiten der Schulen sind beschränkt –

Das Problematische an dem derzeitigen Bewertungssystem sei, dass eine andere Person einem sage, wie gut man etwas gemacht hat, anstatt auf das eigene Gefühl zu der Aufgabe zu hören. „Man entmündigt die Lernenden. Sie müssen in der Lage sein, sofort ihr Lernen reflektieren zu können. Stattdessen nimmt man ihnen diese Autonomie und gibt sie jemand anderem“, kritisiert der Schweizer.
Außerdem sei problematisch, dass bei schlechten Leistungen automatisch die Prognose gestellt werde, dass einer Person das entsprechende Fach nicht liegt. Dabei gäbe es hier keinen Zusammenhang zwischen Leistung und Interesse. „Es hilft niemandem, gesagt zu bekommen ‚Das liegt dir nicht‘, wenn es einen doch interessiert“, so Philippe Wampfler. „Die Prognosefähigkeiten von Schulen, abhängig von den Fächern und dem Unterricht, sind sehr beschränkt.“ Besser sei es, mit den Schüler/-innen Wege zu finden, wie sie sich weiter für die Fächer interessieren und wie sie vorankommen können, ohne die Kränkung und ohne den Vergleich durch die Benotung.

– Feedback statt Bewertung –

Wenn man über eine Alternative zum aktuellen Prüfungs- und Bewertungssystem nachdenkt, müsse Feedback im Vordergrund stehen. „Leistungsmessungen dienen dazu, Hinweise zu geben, wie ein/-e Schüler/-in sich verbessern und Ziele erfüllen kann. Es geht nicht darum, dass man bewertet wird, sondern Hinweise bekommt, wie man sich verbessern kann“, erklärt Philippe Wampfler. In solchen Feedbacks gehe es darum, Selbst- und Fremdwahrnehmung in einen Bezug zu setzen. Subjektivität sei dabei also kein Problem, da von Beginn an deutlich sei, dass Wahrnehmungen geschildert werden. „Prüfungen, wie sie derzeit stattfinden, lassen Schüler/-innen im Stich in Bezug auf dieses Entwickeln von Kompetenzen und Geben von Hinweisen. Sie sagen einem: ‚Du kannst das nicht, hast ne 5 bekommen, aber hier ist der nächste Inhalt‘“, so der Deutschlehrer. Man müsse das kompetenzorientierte Lernen stärken, anstatt sich ausschließlich auf das Vermitteln von Inhalten zu versteifen. Dies könne man mit solchen Feedbacks und Gesprächen als Ersatz für die Zensurbewertungen ermöglichen.
Außerdem müsse der Fokus auf dem Herstellen von Lernprodukten liegen. „Ich kann auch zeigen, was ich gelernt habe, indem ich überlege ‚Was könnte ich mit dem machen, was ich gelernt habe‘“, erklärt der Buchautor. In der Schule der Zukunft gehe es darum, viele Lernprodukte herzustellen, anstatt viele Prüfungen zu schreiben.

Außerdem spricht Philippe Wampfler über Lehrpläne, Digitalisierung an Schulen in Zeiten der Digitalität und Unterschiede zwischen dem Schweizer und dem Deutschen Schulsystem.

“A lot of private players have moved into education” – about school in India with Supriya Atal

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Supriya Atal is the director of studies at the Bombay International School in India. She started working in education 15 years ago and has ever since witnessed the remarkable development of the Indian education system..
In the podcast “School must go on” Supriya Atal talks about the role of private players in education in India and the different curricula at international schools.

– Number of international schools is growing –

“Historically, the state has always tried to manage schooling in most parts of India,” Supriya Atal explains. Private players saw poor benchmarks and very poor quality of education and realized that there is a huge opportunity. “In the last 20 years, a lot of private players have moved into education in India,” sums up the director of studies. In 2005 there were only three international schools in Mumbai, while today there are 50 and the number is still growing. “The parents started getting aware of the fact that if their children go to an international school they have greater opportunities,” Supriya Atal says. “In other aspects the infrastructure in Mumbai has not changed, but in education there was a huge development.”

– Curricula at international schools –

The Cambridge curriculum and the International Baccalaureate curriculum (IB) are the most represented in India. “The Cambridge model is economically extremely attractive,” Supriya Atal explains. It is a very low cost curriculum, the assessment model is simple, all fees are very cheap and teacher training is moderately priced, she says. “It’s an easy and small transition and it’s incredible how beautiful it runs!” Overall, the Cambridge curriculum works like an autopilot for schools and teachers and it has a more traditional understanding of subjects, tests, and skills.

“The IB actually defines the purpose of education as development of the learners’ profile, so basically working on students' values and attributes,” the education expert says. In the context of IB, approaches to teaching and learning (ATL) were formulated. “These approaches have two parts: First, the approaches to learning skills like self-regulation, communication, academic writing and research – they call these the 21st century skills. Beyond that, the approach to teaching defines the pedagogic. It is basically telling you that in order to develop these skills in our students we need to have pedagogic skills like conceptual learning, inquiry based learning, formative assessments and collaborative platforms,” Supriya Atal explains. “These approaches are extremely seductive for the teacher, because it's so exciting to read!”

The US curriculum is not as common in India because it does not have a board exam in 10th grade. “When there is no top up board exam at grade 10 parents in India will not like it and will question its validity. It’s hard to break that believe system,” the director of studies says. “Otherwise, it's an internal assessment programme, which allows good schools a lot of autonomy and freedom to really drive contemporary education.”

Supriya Atal also talks about school during and after the pandemic, academic regression due to school closures, the National Education Policy 2020 in India, the development of state schools and the role of social aspects in school.

„Lehrkräfte wurden hier heroisiert in dieser Zeit“ – Über Schule in Australien mit Eva Baker

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Eva Baker ist stellvertretende Institutsleiterin des Goethe-Instituts in Melbourne, Australien. Sie hat eine 9-jährige Tochter, die die deutsche Schule in Melbourne besucht und die während des Lockdowns im Homeschooling lernen musste.
Im Podcast „School must go on“ spricht Eva Baker über digitale Infrastruktur, Datenschutz und die Rolle der Lehrer/-innen in Australien.

– Gute digitale Infrastruktur –

In Australien habe es schon vor Corona eine gute digitale Infrastruktur gegeben, sagt Baker. „An der Grundschule meiner Tochter wurde schon länger mit einer App gearbeitet. In der Schule wurde diese zusätzlich zu Tablets und Whiteboards in den Unterricht integriert, sodass der Umgang damit für die Kinder vertraut war“, erklärt die Mutter. Das Übergehen ins Homeschooling sei daher keine große Umstellung gewesen, da die Lehrkräfte über die App Wochenpläne erstellen, Sachen hochladen und Aufgaben korrigieren konnten. Zusätzlich habe es ein Konferenz-Tool gegeben, welches im Lockdown eingeführt wurde. „Die Kinder hatten darüber morgens einen Check-in, bei dem sie Kontakt mit ihrer Klasse und ihrer Lehrkraft hatten. Der Fokus lag dabei sehr auf dem sozialen Aspekt. Die Kinder konnten in Breakout-Rooms gehen und gemeinsam sprechen und spielen. Bei uns war es Zoom, aber das war ganz verschieden von Schule zu Schule“, berichtet Eva Baker.

– Datenschutz: Nicht so eine Skepsis wie in Deutschland –

In Australien gebe es nicht so viele Diskussionen über Datenschutz, wie das in Deutschland der Fall sei. „Das Department of Education macht manchmal Vorgaben, welche Software genutzt werden kann und welche nicht. Manchmal müssen Softwares auch von ihm genehmigt werden, aber in der Regel ist die Wahl der Software sehr frei und offen“, so die stellvertretende Institutsleiterin. Entscheidend bei der Genehmigung einer neuen Software sei beispielsweise, dass sie passwortgeschützt ist und Schüler sich nicht jederzeit einloggen können, sondern nur, wenn ein Betreuer auch eingeloggt ist. „Die Australier sind erstmal allem positiv gegenüber eingestellt. So eine Skepsis, wie ich das in Deutschland erlebe, gibt es hier nicht. Die Grundeinstellung hier ist eine andere und das überträgt sich nicht nur aufs Thema Datenschutz, sondern auf verschiedene Bereiche des Lebens.“

– Das Lehrer-Dasein in Australien –

„Lehrer/-innen in Australien verstehen sich eher als Lernbegleiter“, berichtet Eva Baker. Sie seien jemand, der den Kindern Impulse gebe, diese die Aufgaben aber für sich lösen. Anschließend werde dann geschaut, ob die Schüler/-innen das Thema verstanden haben und wo die jeweilige Lehrkraft noch unterstützen kann. „Das ist das Gegenteil von Frontalunterricht.“ Das sei jedoch nicht der einzige Unterschied zu Deutschland.
„Ich bin manchmal irritiert, wie oft in Deutschland über Lehrkräfte geschimpft wird. Wie ihnen nachgesagt wird, dass sie nur faul waren in den Ferien und nicht vorbereitet waren“, so Eva Baker. Das sei in Australien anders. „Lehrer/-innen wurden hier sehr heroisiert in dieser Zeit, es wurde anerkannt, was sie leisten“, erklärt sie. So habe der Premierminister des Staates, in dem Eva Baker mit ihrer Familie lebt, in seinen Ansprachen den Lehrkräften explizit gedankt. Auch die Eltern im Homeschooling haben festgestellt, was die Lehrkräfte alles leisten. „Lehrer/-innen sind hier sehr anerkannt, anders als in Deutschland. Ich sehe da einen großen Unterschied!“

Darüber hinaus spricht Eva Baker über das australische Schulsystem, „Distance Learning“, synchronen und asynchronen Unterricht, wie die Ausstattung mit Geräten abläuft, Benachteiligungen bei der Digitalisierung, ob die Pandemie das Lernen nachhaltig verändert hat, das Projekt „Enterprise German“ und den Podcast „Superfrauen“.

- Enterprise German: https://www.goethe.de/ins/au/en/spr/unt/kum/cli/cli/unt.html

- Podcast: https://www.goethe.de/ins/au/de/spr/unt/kum/gen/sup.html?wt_sc=superfrauen

Kollaboration, Austausch & Internet als Betrugsversuch – Über Barcamps, Partizipation & Prüfungen mit Dejan Mihajlović

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Dejan Mihajlović ist seit über 18 Jahren Lehrer, Vorstandsmitglied bei „D64 - Zentrum für Digitalen Fortschritt“, für Baden-Württemberg in der Lehrerfortbildung tätig und wirkt am Institut für zeitgemäße Prüfungskultur mit. Mit diesen und vielen weiteren Tätigkeiten rund um das deutsche Bildungssystem versucht er, Bildung in Deutschland voranzubringen.
Im Podcast „School must go on“ spricht Dejan Mihajlović über Barcamps an Schulen, Skepsis unter Lehrkräften und darüber, wie Prüfungen ein Hindernis für Veränderungen sind.

– Ein Schultag als Barcamp –

„Ich bin der Überzeugung, dass wenn man sagen würde, Schulen organisieren sich wie ein Barcamp, bei dem die Schüler/-innen jeden Tag bestimmen können, woran sie arbeiten möchten, sie am Ende ihrer Schulzeit nicht weniger wüssten und könnten als jetzt“, erklärt der Realschullehrer. Er geht sogar noch weiter und sagt, dass alles, was sie dabei lernen würden, noch viel wirksamer und nachhaltiger verankert wäre als es jetzt der Fall sei. „Solche Prozesse muss man langsam initiieren, damit man die Schulen nicht überfordert mit dem Veränderungsprozess, aber ich glaube, dass sie möglich sind“, sagt Dejan Mihajlović. Beispielsweise könne man zunächst mit einem Testlauf an einem Schultag starten, irgendwann zu einmal pro Monat übergehen und schließlich einen Schultag pro Woche so gestalten.

– Den Spirit an die Schulen bringen –

Es sei Quatsch, zu glauben, dass so eine Idee, wie mit den Barcamps, in Form von schulinternen Fortbildungen nur die Lehrer/-innen erreicht, die man auch über Twitter erreichen würde. „Dass aktuell Dinge nicht funktionieren und man Sachen ändern muss, das sehen viele und auch die Lehrkräfte, die nicht im Internet ihre Meinung kund tun“, so Dejan Mihajlović. An jeder Schule, an der er bislang solche Barcamps durchgeführt habe, habe es Skeptiker gegeben und fast immer sei insbesondere bei dieser Gruppe am Ende viel Bereitschaft da gewesen. „Wenn man den Spirit in die Schule bringt, dann kann man eine große Menge von Leute aktivieren. Auch Lehrkräfte, die sich davor nicht mehr richtig aktiv eingesetzt haben, werden von dem Spirit gepackt“, erklärt der Fortbildner. Entscheidend sei, dass durch die Barcamps ein Format geschaffen werde, in dem Menschen ihre Expertise einbringen können und Raum ist für Austausch und Schulentwicklung.

– Prüfungen als Hebel für Veränderungen –

Prüfungen seien der Flaschenhals, an dem alles scheitert, was man an Schulen Neues aufsetzen möchte. „Wir alle, die am Institut für zeitgemäße Prüfungskultur mitwirken, haben die Erfahrung gemacht, dass wenn man Projekte angestoßen hat, es am Ende immer hieß ‘Ja, aber es kommen ja die Prüfungen und auf die muss ich vorbereiten’. Der Hebel sind also nicht unbedingt die Lehrpläne, sondern die Prüfungen“, so Mihajlović. Ziel des Instituts sei es, Ansätze zu liefern, wie es im Unterricht, aber auch beim Schulabschluss anders gehen könnte. „Es gibt schon gute Ansätze und andere Länder machen es schon anders. Dänemark hat seit über 10 Jahren Prüfungen mit Internet. Wir müssen das nicht erfinden.“ Die Prüfungs-Stress-Situation sei künstlich geschaffen und finde sich im Arbeitsleben so nicht wieder. „Später im Leben gibt es nie eine Situation, in der man sich nicht austauschen und recherchieren darf. Bei den Abschlussprüfungen ist Kollaboration, Internet und Austausch verboten und wird als Betrugsversuch gewertet“, kritisiert der Realschullehrer.

Dejan Mihajlović spricht außerdem über die verschiedenen sozialen Medien, die Rolle der Lehrkräfte, die Kultur der Digitalität und deren Entwicklung, die Hintergründe zu seinem Buch und darüber, inwiefern die Pandemie die Skepsis im Kontext der Bildung beeinflusst hat.

(Engl.) Apps für Lehrer und Eltern, Schulautonomie & Datenschutz – Über Bildung in Großbritannien mit Laura McInerney

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(***englisches Interview***)
Laura McInerney war sechs Jahre lang Lehrerin an einer Sekundarschule in London. Heute ist sie Journalistin für die britische Zeitung „The Guardian“ und Mitgründerin der Umfrage-Apps „Teacher Tapp“ und „Parent Ping“. Im Podcast „School must go on“ spricht sie über die Funktionsweise der beiden Apps, die Auswirkungen der Sparmaßnahmen der Regierung im Bildungsbereich und darüber, welche Rolle Schulautonomie und Datenschutz in Großbritannien spielen.

– Das Teilen von Informationen ist etwas Gutes –

Die App auf dem Handy der Lehrkräfte bzw. der Eltern pingt einmal am Tag und dann erscheinen Fragen, die beantwortet werden können. Nach der Teilnahme an der Umfrage kann man die Ergebnisse einsehen. „Wenn du eine Lehrkraft bist, bist du meistens nur in deinem eigenen Klassenzimmer und bekommst nicht zu sehen, was in den Klassenzimmern anderer Leute passiert“, so die Journalistin. Die Apps geben jedem die Möglichkeit, zu verstehen, was bei den Kollegen oder bei anderen Eltern passiert. „Wir benutzen diese Einblicke zum Informieren von Regierungen, politischen Entscheidungsträgern und Technologieunternehmen, damit sie ihr Produkt verbessern können“, erklärt Laura McInerney.
In England habe das Statistikamt „Teacher Tapp“ bspw. benutzt, um einen Blick auf die Arbeitsstunden der Lehrer zu werfen, und um herauszufinden, wie gut Bildung im Homeschooling funktioniert. „Wir konnten sehr genaue Statistiken erstellen, was wirklich fantastisch ist“, schwärmt die ehemalige Lehrerin. „Wenn man einmal das Gefühl überwunden hat, dass das Teilen von Informationen unangenehm ist und sich bewusst macht, dass es sogar positiv ist, sie zu teilen, werden gute Dinge passieren.“

– Kürzungen des Schulbudgets und deren Folgen –

2018 habe es über „Teacher Tapp“ die ersten Befragungen zu Laptops und digitalen Geräten an Schulen gegeben: „Wir haben gesehen, dass sie allmählich weniger benutzt werden“, so Laura McInerney. Der Grund dafür sei gewesen, dass es seit 2010 Sparmaßnahmen durch die Regierung gegeben habe, die auch zur Kürzung des Schulbudgets geführt haben. Die zehn Jahre davor sei viel Technik an die Schulen gebracht worden, sodass die gesamte Soft- und Hardware mittlerweile veraltet ist und Lizenzen nach und nach ausgelaufen sind, ohne dass sie erneuert wurden. „Als die Pandemie kam, waren wir sehr schlecht ausgestattet. Die meisten Schulen hatten vielleicht ein paar Laptops, aber es war insgesamt nichts, worin die Leute investiert haben“, resümiert die Mitgründerin. Es habe jedoch eine Entwicklung stattgefunden, sodass der Unterricht zu Hause im Vergleich zu den ersten Schulschließungen letztes Jahr deutlich besser funktioniert.

– Schulautonomie und Datenschutz –

In Großbritannien entscheiden die Schulen viel selbst und es gibt wenig Vorgaben durch die Bildungspolitik. Es gebe zwar sogenannte „academy trusts“, die ein Zusammenschluss verschiedener Schulen sind und somit auch gemeinsam Entscheidungen treffen, diese seien jedoch sehr selten, sagt McInerney. „Wir haben 24.000 Schulen, die alle ihr eigenes Ding machen, ohne einen strategischen Fokus und das im Kontext von Budgets, die seit etwa einem Jahrzehnt gekürzt werden“, so Laura McInerney.
Anbieter und Anwendungen wie Microsoft Teams und Google Classrooms hätten sich daher mit der Zeit an den Schulen durchgesetzt. „Wir haben kulturell bezüglich der Daten nicht die gleichen Bedenken wie in anderen Ländern. Wir haben auch nicht die gleichen Bedenken bezüglich des Arbeitens mit großen Konzernen“, erklärt die Journalistin. Dazu komme, dass man es in Großbritannien gewohnt sei, mit amerikanischen Produkten zu arbeiten und ebenso ein Englisch sprechendes Land sei. „Deshalb haben sich gewisse Anbieter wirklich guter Lernplattformen durchgesetzt.“

Zudem spricht Laura McInerney über ihre Arbeit als Journalistin, Lernmanagementsysteme und Schule während der Schulschließungen.

„Jetzt muss das Geld auch ankommen!“ – Über den Digitalpakt mit Achim Berg

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Achim Berg ist Präsident des Branchenverbands Bitkom und Miterfinder des Digitalpakts in Deutschland. Im Podcast „School must go on“ spricht er über den Weg zum Digitalpakt, was er von mehr Schulautonomie hält und was er sich bezüglich des Datenschutzes wünscht.

– Lange Diskussionen zwischen Bund und Ländern –

„Was wir bei Bitkom möchten, ist, nicht immer nur zu maulen, sondern auch wirklich zu versuchen, die Dinge zu verbessern“, erklärt Achim Berg. So sei es auch damals zu den Überlegungen bezüglich des Digitalpakts gekommen. Es habe lange Diskussionen zwischen Bund und Ländern gegeben. „Die Bundesregierung hat erkannt, dass man bei dem Thema Digitalisierung was Gemeinsames machen muss. Es kam daher die Frage auf, wie man als Bund Gelder zur Verfügung stellen kann, ohne in die Autorität der Länder einzugreifen.“ Letztlich sei es nach einigen Monaten zu einer Einigung gekommen und es wurden den Schulen 5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Von dieser Summe seien bis zuletzt jedoch nur knapp 5 % verausgabt worden. „Ich habe mich sehr gewundert, warum das so schleppend geht, weil wir doch Defizite haben, die wir mittlerweile überdeutlich sehen“, so Achim Berg. Ein großes Problem sei dabei die Beantragung der Gelder. So habe er beispielsweise einen 43 Seiten langen Antrag handschriftlich ohne Tool ausfüllen müssen. „Es ist eine hohe Summe, die zur Verfügung steht, aber jetzt muss es auch ankommen!“

– Mehr Schulautonomie? –

„Ich glaube, wenn man den Schulen direkt einen gewissen Betrag mit einer vernünftigen Empfehlung zur Verfügung gestellt hätte, wäre das in Summe besser gewesen“, so Achim Berg. Ein Großteil der Schulen hätten sich davon Infrastruktur gekauft, hätten dafür gesorgt, dass Lehrer/-innen ausgebildet werden und hätten sich schnelleres Internet geholt. „Eventuell wären nicht alle Gelder toll verwaltet oder genutzt worden, aber ich bin mir sicher, dass es insgesamt zu mehr Erfolg geführt hätte“, erklärt Achim Berg. „Wir haben viele verantwortungsvolle Schulleiter/-innen und Lehrkräfte, da ist es ein Trugschluss, zu glauben, dass ein/-e Verwaltungsangestellte/-r besser entscheiden kann, was eine Schule braucht.“

– Datenschutz als Blockade –

„Datenschutz ist wichtig und richtig. Aber: Ich verlange von einem Datenschützer, dass er mir nicht sagt, was nicht geht, sondern mir sagt, was geht“, appelliert der 56-Jährige. So sei es auch an den Schulen wichtig, dass man den Lehrkräften sagt, welches Tool sie nutzen können. „Das Datenschutzthema blockiert sehr viel, aber nur weil wir nicht klar sagen, was erlaubt ist. Wir lassen die Lehrer/-innen da im Regen stehen“, so Achim Berg. Dabei könne man auch die Schullösungen von Google und Microsoft datenschutzkonform einsetzen. „Es kann doch niemand an lange entwickelten, gut funktionierenden Werkzeugen vorbeischauen. Deshalb bin ich bei amerikanischen Unternehmen dafür, solange es nicht werblich genutzt wird, und das ist bei den Schulversionen absolut gegeben“, erklärt der Bitkom-Präsident. „Es muss doch vor allem in der aktuellen Situation das Recht auf Bildung erfüllt werden. Wenn man da das Thema informationelle Selbstbestimmung vorschiebt, vermischt man zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben!“

Außerdem spricht Achim Berg über Breitbandanschlüsse an Schulen, die Ambitionslosigkeit unter Bildungspolitikern und wie wir auf 2020/2021 zurückblicken werden.

“We are thinking of students as whole human beings” – about education in Denmark with Jeppe Bundsgaard

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Jeppe Bundsgaard is a professor at the Danish school of education and the Danish representative at the world wide ICILS Study, which compares computer and information literacy of students around the world.
In the podcast “School must go on” talks Jeppe Bundsgaard about how students are treated at Danish schools, the role of grades and digitization in the Danish education system.

– Students and teachers are almost on the same level –

With the education reform in Europe, Denmark has tried to develop a school system that is more student-centered, more project-based and more about developing whole human beings. “It’s not much time that we spend on stupid drills and practice getting correct answers to really simple questions,” the education expert says.
Therefore, the relationship between teachers and students in Denmark is also on equal terms. “They talk to each other like being almost on the same level,” Jeppe Bundsgaard explains. For example, occasional jokes by students in class are welcomed by teachers and both students and teachers are called by their first names. “I think it’s an important basis for good education.”

– Too focused on preparing for exams instead of life –

A few years ago there were no exams and grades in Danish lower secondary schools. “There was a test you could take when you left school and then you could also get grades. But you were not forced to take this exam,” the professor says. Today, he says, it is mandatory to take the exam and get grades from 8th or 9th grade on at the latest. Sometimes even before in order to practice. “In my opinion we have gone towards more focus on exams and grades way too much because it has a backlash on how things are done,” Jeppe Bundsgaard explains. “Teachers are too worried about the exams. They are too focused on preparing students for exams instead of focusing on preparing them for life.”

– Digitization of education –

The Danish school system started getting digitized very early. “In the 60s we had the first professor of computer science. He worked very seriously on getting computer science into basic education,” explains the IT expert. This professor laid the groundwork for computers being a core part of how people in Denmark have been thinking about education since then. “Around the year 2000 almost all schools in Denmark were connected to the internet and computers started getting a big part of life. Since 2015 you wouldn't go to a school without ICT being completely integrated into teaching and learning,” sums up Jeppe Bundsgaard. Overall, he says, the ministry of education has been pushing for integration and development of 21st century skills. “In our curriculum there are three cross cutting areas: entrepreneurship and Innovation, ICT and language awareness. Those three should be part of all subjects.”
Jeppe Bundsgaard also talks about the collaboration between the different stakeholders, innovative schools, autonomy in schools, establishing of digital learning materials and school during Corona in Denmark.

Lehrer werden Begleiter, Schüler werden Gestalter – Über das Projekt „aula“ mit Marina Weisband

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Marina Weisband ist Psychologin und Beteiligungspädagogin. Die ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei engagiert sich heute bei den Grünen in den Bereichen Digitalisierung und Bildung. Seit 2014 leitet sie das Projekt „aula“ - ein Beteiligungskonzept, das Jugendlichen aktive Mitbestimmung an den Regeln und Angelegenheiten ihrer Schule oder einer außerschulischen Organisation ermöglicht. Im Podcast „School must go on“ spricht Marina Weisband über die Ideen und Ziele hinter dem Projekt sowie das Rollenverständnis der Lehrkräfte.

– Die drei Teile von „aula“ –

Das Projekt besteht aus drei Teilen: 1. Eine Open-Source-Software, die leicht zu bedienen sei und die Jugendlichen dabei begleite, einen Beteiligungsprozess zu strukturieren, protokollieren, diskutieren und zu verbessern. 2. Ein Unterrichtskonzept, also die didaktische Begleitung des Prozesses, das Lehrer/-innen beibringt, das Projekt sinnvoll zu begleiten. 3. Ein verbindlicher Vertrag, mit dem sich die Schule freiwillig verpflichtet, alle Ideen von „aula“ in einem bestimmten Rahmen mitzutragen.
„Die Idee entstand in meiner Zeit bei den Piraten. Wir waren lauter junge Leute und wir stellten fest, dass das einzige, was die meisten von uns über unsere Demokratie gelernt hatten, das Organigramm war. Ich kam dann zu der Erkenntnis: Demokratie muss man nicht nur wollen, man muss sie auch können“, erklärt Marina Weisband.

– Das Rollenverständnis der Lehrkräfte –

Es gebe immer wieder Skepsis unter den Lehrkräften, bevor „aula“ an einer Schule eingeführt wird. „Des Öfteren hören wir von Lehrkräften die Angst ‚Schüler können etwas beschließen, was wir gar nicht wollen‘“, so die Diplom-Psychologin. Das Rollenverständnis der Lehrer/-innen sei deshalb bei der Einführung von „aula“ sehr wichtig. Was ist eine Lehrkraft? Welche Aufgaben hat sie? Woraus speist sich Autorität und wie kann ich mit dem Kontrollverlust umgehen? Das seien nur einige der Fragen, die im Rahmen dessen aufkommen. „Wir arbeiten eigentlich an ganz intimen Themen der Organisationsentwicklung“, fasst Marina Weisband zusammen. „Im besten Fall verändern wir durch die Einführung von „aula“ die Rolle der Lehrkräfte von Autoritäten hin zu Begleitern und die der Schüler/-innen von Konsumenten hin zu Gestaltern.“

– Mehr Macht für die Schüler –

„Wir haben schon oft die Bedenken von Schüler/-innen gehört: ‚Warum sollen wir uns denn beteiligen, die Lehrer/-innen machen doch eh, was sie wollen‘. Das ist da, wo dieses ‚Die da oben machen doch eh, was sie wollen‘ anfängt und das ist der Einstieg in Populismus“, sagt die Beteiligungspädagogin. Das oberste Ziel von „aula“ sei daher das empowern der Schüler/-innen und das Erleben von Selbstwirksamkeit und einer eigenen Rolle in der Gesellschaft, die als aktive Rolle verstanden wird. So wurde beispielsweise schon ein Smartphone-Tag an einer Schule beschlossen, an dem alle Lehrkräfte ihren Unterricht mithilfe des Smartphones machen müssen. Oder Lehrkräfte wurden mithilfe eines Crowdfundings auf eine Fortbildung zum Thema „Smartboards“ geschickt. „‚aula‘ bringt die Schüler/-innen in das verbindliche Umsetzen ihrer eigenen Visionen.“

Außerdem spricht Marina Weisband über das Problem der Finanzierung, die Auswirkungen der coronabedingten Schulschließungen auf das Projekt, Schulentwicklung in Deutschland, Datenschutz bei der Wahl der Software und den Digitalpakt.

(Engl.) Live-Unterricht via Google, Zoom und Co. – Über Bildung in Polen mit Joanna Juszczyk

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(***englisches Interview***)
Joanna Juszczyk ist seit 18 Jahren Englischlehrerin in Polen. Davon war sie die meiste Zeit an einer Mittelschule tätig. Seit drei Jahren arbeitet sie als Lehrerin an einer Grundschule. Vergangenes Jahr gewann sie den polnischen Wettbewerb „Brainly Educator of the Year 2020“ in der Kategorie Geisteswissenschaften. Im Podcast „School must go on“ spricht Joanna Juszczyk über das Schulsystem in Polen, wie dort derzeit der Unterricht stattfindet und über Tests.

– Schulreform in Polen –

Vor vier Jahren habe es in Polen eine große Bildungsreform gegeben. Zuvor seien Kinder zunächst auf eine Grundschule, dann auf eine Mittelschule und letztlich auf eine Oberschule gegangen. Im Rahmen der Reform wurde die Mittelschule jedoch abgeschafft und die Kinder verbringen nun acht Jahre auf der Grundschule. „Es ist nun genauso wie damals, als ich zur Schule gegangen bin, aber das ist halt mehr als 20 Jahre her“, merkt Joanna Juszczyk an. Es sei für die Reform nichts geplant gewesen, sodass die Grundschulen nun zu wenig Klassenräume und somit zu große Klassen haben. „Die Reform war nicht vorbereitet und sie wurde zu schnell eingeführt“, appelliert die Lehrerin. „Ich habe das Gefühl als Lehrerin, dass es sich nicht zum Guten für die Schüler/-innen verändert hat.“

– Über das ständige Testen und Benoten –

Im polnischen Bildungssystem sei das Benoten der Kinder ein großer Bestandteil. Dadurch gebe es auch immer wieder und in allen Fächern Tests. „Die Lehrer/-innen können sich nicht vorstellen, Kinder zu unterrichten, ohne ihnen Tests zu geben“, erklärt Joanna Juszczyk. Der ganze Unterricht sei darauf ausgelegt, die Kinder auf die vielen Tests vorzubereiten und es bleibe keine Zeit für Konversationen oder Projekte. „Insbesondere in Englisch brauchen sie die Fähigkeit für ihr Leben, nicht für Tests. Sie müssen sprechen und die Sprache benutzen und nicht Tests schreiben“, erklärt die Grundschullehrerin.

– Live-Unterricht während Corona –

In Polen werde der Lehrplan und alles den Unterricht Betreffende durch das dortige Bildungsministerium vorgegeben. „Es gibt einen Lehrplan für das gesamte Land“, so die Pädagogin. Die lokalen Verwaltungen seien lediglich für organisatorische Aufgaben, wie das Renovieren von Schulgebäuden oder die Beschaffung von Computern zuständig.
Anlässlich der ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020 habe das Ministerium dann viel Autonomie und damit auch Verantwortung an die Schulen abgegeben. „Das war einerseits gut, weil es pragmatisch ist. Andererseits ging damit die ganze Verantwortung für die Dinge, die passieren und vielleicht auch nicht gut laufen, auf die Direktoren über“, erklärt Joanna Juszczyk.
Nachdem der Unterricht während der ersten Schulschließungen noch viel aus dem Zusenden von Materialien bestanden habe, sei es mittlerweile üblich, den normalen Stundenplan als Live-Unterricht über Google, Zoom oder Microsoft abzuhalten und seine Schüler/-innen täglich zu sehen. „Die Direktoren haben über den Sommer gute Arbeit geleistet, was das Vorbereiten der Lehrkräfte und Organisieren des Unterrichts angeht“, lobt die Englischlehrerin. „Ich habe beobachtet, dass Kinder diesen Kontakt, wenn auch nur online, wirklich brauchen!“

Außerdem spricht Joanna Juszczyk über den Lehrkräftemangel in Polen, ihre Meinung zu Schulbüchern und was ihre Wünsche an das Bildungsministerium sind.

Über diesen Podcast

Der Podcast „School must go on“ entstand während der Schulschließungen im Frühjahr 2020. Für Bildungsunternehmer Stephan Bayer (sofatutor.com) und Podcaster Philipp Glöckler war klar, dass das Lernen immer weitergeht – auch wenn es zunächst unvorstellbar schien.

Mit spannenden Denkanstößen und gelungenen Praxisbeispielen macht Stephan Bayer den Schulen Mut, sich nachhaltig und sinnstiftend weiterzuentwickeln. Er tauscht sich dazu jede Woche mit Lehrkräften, Bildungsexpert*innen und Familien über Themen wie Krisenmanagement, digitale Bildung oder neue Lernkonzepte aus. Seine Gäste zeigen, dass neue Bildung unkompliziert gelingen kann, wenn man mit Herz und Verstand zur Tat schreitet.

Für Ideen & Anmerkungen:

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von und mit Stephan Bayer

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