School must go on

School must go on

Digitalisierung in Schulen

Kollaboration, Austausch & Internet als Betrugsversuch – Über Barcamps, Partizipation & Prüfungen mit Dejan Mihajlović

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Dejan Mihajlović ist seit über 18 Jahren Lehrer, Vorstandsmitglied bei „D64 - Zentrum für Digitalen Fortschritt“, für Baden-Württemberg in der Lehrerfortbildung tätig und wirkt am Institut für zeitgemäße Prüfungskultur mit. Mit diesen und vielen weiteren Tätigkeiten rund um das deutsche Bildungssystem versucht er, Bildung in Deutschland voranzubringen.
Im Podcast „School must go on“ spricht Dejan Mihajlović über Barcamps an Schulen, Skepsis unter Lehrkräften und darüber, wie Prüfungen ein Hindernis für Veränderungen sind.

– Ein Schultag als Barcamp –

„Ich bin der Überzeugung, dass wenn man sagen würde, Schulen organisieren sich wie ein Barcamp, bei dem die Schüler/-innen jeden Tag bestimmen können, woran sie arbeiten möchten, sie am Ende ihrer Schulzeit nicht weniger wüssten und könnten als jetzt“, erklärt der Realschullehrer. Er geht sogar noch weiter und sagt, dass alles, was sie dabei lernen würden, noch viel wirksamer und nachhaltiger verankert wäre als es jetzt der Fall sei. „Solche Prozesse muss man langsam initiieren, damit man die Schulen nicht überfordert mit dem Veränderungsprozess, aber ich glaube, dass sie möglich sind“, sagt Dejan Mihajlović. Beispielsweise könne man zunächst mit einem Testlauf an einem Schultag starten, irgendwann zu einmal pro Monat übergehen und schließlich einen Schultag pro Woche so gestalten.

– Den Spirit an die Schulen bringen –

Es sei Quatsch, zu glauben, dass so eine Idee, wie mit den Barcamps, in Form von schulinternen Fortbildungen nur die Lehrer/-innen erreicht, die man auch über Twitter erreichen würde. „Dass aktuell Dinge nicht funktionieren und man Sachen ändern muss, das sehen viele und auch die Lehrkräfte, die nicht im Internet ihre Meinung kund tun“, so Dejan Mihajlović. An jeder Schule, an der er bislang solche Barcamps durchgeführt habe, habe es Skeptiker gegeben und fast immer sei insbesondere bei dieser Gruppe am Ende viel Bereitschaft da gewesen. „Wenn man den Spirit in die Schule bringt, dann kann man eine große Menge von Leute aktivieren. Auch Lehrkräfte, die sich davor nicht mehr richtig aktiv eingesetzt haben, werden von dem Spirit gepackt“, erklärt der Fortbildner. Entscheidend sei, dass durch die Barcamps ein Format geschaffen werde, in dem Menschen ihre Expertise einbringen können und Raum ist für Austausch und Schulentwicklung.

– Prüfungen als Hebel für Veränderungen –

Prüfungen seien der Flaschenhals, an dem alles scheitert, was man an Schulen Neues aufsetzen möchte. „Wir alle, die am Institut für zeitgemäße Prüfungskultur mitwirken, haben die Erfahrung gemacht, dass wenn man Projekte angestoßen hat, es am Ende immer hieß ‘Ja, aber es kommen ja die Prüfungen und auf die muss ich vorbereiten’. Der Hebel sind also nicht unbedingt die Lehrpläne, sondern die Prüfungen“, so Mihajlović. Ziel des Instituts sei es, Ansätze zu liefern, wie es im Unterricht, aber auch beim Schulabschluss anders gehen könnte. „Es gibt schon gute Ansätze und andere Länder machen es schon anders. Dänemark hat seit über 10 Jahren Prüfungen mit Internet. Wir müssen das nicht erfinden.“ Die Prüfungs-Stress-Situation sei künstlich geschaffen und finde sich im Arbeitsleben so nicht wieder. „Später im Leben gibt es nie eine Situation, in der man sich nicht austauschen und recherchieren darf. Bei den Abschlussprüfungen ist Kollaboration, Internet und Austausch verboten und wird als Betrugsversuch gewertet“, kritisiert der Realschullehrer.

Dejan Mihajlović spricht außerdem über die verschiedenen sozialen Medien, die Rolle der Lehrkräfte, die Kultur der Digitalität und deren Entwicklung, die Hintergründe zu seinem Buch und darüber, inwiefern die Pandemie die Skepsis im Kontext der Bildung beeinflusst hat.


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Über diesen Podcast

Der Podcast „School must go on“ entstand während der Schulschließungen im Frühjahr 2020. Für Bildungsunternehmer Stephan Bayer (sofatutor.com) und Podcaster Philipp Glöckler war klar, dass das Lernen immer weitergeht – auch wenn es zunächst unvorstellbar schien.

Mit spannenden Denkanstößen und gelungenen Praxisbeispielen macht Stephan Bayer den Schulen Mut, sich nachhaltig und sinnstiftend weiterzuentwickeln. Er tauscht sich dazu jede Woche mit Lehrkräften, Bildungsexpert*innen und Familien über Themen wie Krisenmanagement, digitale Bildung oder neue Lernkonzepte aus. Seine Gäste zeigen, dass neue Bildung unkompliziert gelingen kann, wenn man mit Herz und Verstand zur Tat schreitet.

Für Ideen & Anmerkungen:

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von und mit Stephan Bayer

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