Von Auslandsschulen profitieren alle Beteiligten – ein Gespräch mit Thilo Klingebiel
Thilo Klingebiel ist seit 2010 Geschäftsführer des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen. Zuvor war der der Bildungsmanager (MBA) und Non-Profit-Manager (VMI) 5 Jahre als Gymnasiallehrer und Projektleiter an der Deutschen Schule Shanghai sowie Bereichsleiter bei Bundesliga.de. Aufgrund seiner Erfahrungen schaut er aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Bildung.
Im Podcast „School must go on“ spricht Thilo Klingebiel über die Kombination aus Schulträgerautonomie und deutschen Standards, den Begegnungscharakter der Auslandsschulen und inwieweit alle Beteiligten von den Schulen profitieren.
– Weltweite Schulträgerautonomie mit deutschen Standards –
Es gibt derzeit weltweit 140 anerkannte deutsche Auslandsschulen, an denen ca. 80.000 Schüler/-innen unterrichtet werden. „Die freien Schulträger finanzieren sich zu 70 Prozent selber aus den Schulgebühren“, erklärt der Verbandsmanager. Durch das Auswärtige Amt erhalten die Schulen darüber hinaus im Rahmen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sowohl eine finanzielle als auch eine personelle Förderung, die durch das Auslandsschulgesetz geregelt wird. „Jede Deutsche Auslandsschule hat eine/-n Schulleiter/-in aus dem öffentlichen Schulsystem, der mit dem ehrenamtlichen Vorstand aus dem jeweiligen Land zusammenarbeitet“, so Thilo Klingebiel. „Man hat somit Schulen, die auf der einen Seite autonom sind und eine große wirtschaftlich strategische Freiheit haben, und auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Zentralsteuerung und deutsche Standards." Diese Mischung sei eine sehr gute Kombination und habe auch Auswirkungen auf die Lehrkräftekultur, da vermittelte Lehrer/-innen aus Deutschland mit den beim Schulträger angestellten Lehrkräften zusammenarbeiten. Dadurch entstehe ein toller Spirit und eine besondere Qualität.
– „Begegnungen schaffen & zusammen bringen“ –
„Dass 75 Prozent der Schüler/-innen nicht-deutsch sprechende Eltern haben, ist Ausdruck der zentralen Aufgabe dieser Schulen: Begegnungen schaffen und zusammen bringen“, erklärt der ehemalige Lehrer. Es gebe zwei Schultypen: Zum einen Begegnungsschulen, bei denen vorwiegend Kinder aus der Region zur Schule gehen und an die deutsche Kultur herangeführt werden und zum anderen Schulen, deren Schülerschaft sich hauptsächlich aus Kindern aus Deutschland zusammensetzt. „Es gibt also diese zwei Teile: Erstens ein starker Begegnungscharakter und zweitens der klare Auftrag, deutsche Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, zu beschulen und ihnen die Rückkehr zu ermöglichen.“
– „Tripple-Win“ durch Auslandsschulen –
„Wir sehen anhand einer durchgeführten Studie, dass große Teile der Absolventen von deutschen Auslandsschulen ein eigenes Geschäft aufbauen, Entrepreneure werden, die sich teilweise dann auch wieder in ihrem Land in den eigenen Schulvorständen engagieren. Der Kreis schließt sich dann also auch“, erklärt der Geschäftsführer. „Das ist, was wir wollen. Dass wir Leute mit den Eindrücken aus der deutschen Herangehensweise in ihre eigene Kultur wieder zurückbringen.“ Es gebe also einen „Tripple-Win“ für das Sitzland, für Deutschland, weil wir auch von anderen Systemen etwas lernen können, und für die Absolventen.
Außerdem spricht Thilo Klingebiel über Schule in China, Elternbeteiligung, die Rolle des Verbandes bei der Schul- & Organisationsentwicklung sowie Digitalisierung in der Bildung.
Weitere Infos: www.auslandsschulnetz.de & www.lehrer-weltweit.de
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