School must go on

School must go on

Digitalisierung in Schulen

(Engl.) Apps für Lehrer und Eltern, Schulautonomie & Datenschutz – Über Bildung in Großbritannien mit Laura McInerney

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(***englisches Interview***)
Laura McInerney war sechs Jahre lang Lehrerin an einer Sekundarschule in London. Heute ist sie Journalistin für die britische Zeitung „The Guardian“ und Mitgründerin der Umfrage-Apps „Teacher Tapp“ und „Parent Ping“. Im Podcast „School must go on“ spricht sie über die Funktionsweise der beiden Apps, die Auswirkungen der Sparmaßnahmen der Regierung im Bildungsbereich und darüber, welche Rolle Schulautonomie und Datenschutz in Großbritannien spielen.

– Das Teilen von Informationen ist etwas Gutes –

Die App auf dem Handy der Lehrkräfte bzw. der Eltern pingt einmal am Tag und dann erscheinen Fragen, die beantwortet werden können. Nach der Teilnahme an der Umfrage kann man die Ergebnisse einsehen. „Wenn du eine Lehrkraft bist, bist du meistens nur in deinem eigenen Klassenzimmer und bekommst nicht zu sehen, was in den Klassenzimmern anderer Leute passiert“, so die Journalistin. Die Apps geben jedem die Möglichkeit, zu verstehen, was bei den Kollegen oder bei anderen Eltern passiert. „Wir benutzen diese Einblicke zum Informieren von Regierungen, politischen Entscheidungsträgern und Technologieunternehmen, damit sie ihr Produkt verbessern können“, erklärt Laura McInerney.
In England habe das Statistikamt „Teacher Tapp“ bspw. benutzt, um einen Blick auf die Arbeitsstunden der Lehrer zu werfen, und um herauszufinden, wie gut Bildung im Homeschooling funktioniert. „Wir konnten sehr genaue Statistiken erstellen, was wirklich fantastisch ist“, schwärmt die ehemalige Lehrerin. „Wenn man einmal das Gefühl überwunden hat, dass das Teilen von Informationen unangenehm ist und sich bewusst macht, dass es sogar positiv ist, sie zu teilen, werden gute Dinge passieren.“

– Kürzungen des Schulbudgets und deren Folgen –

2018 habe es über „Teacher Tapp“ die ersten Befragungen zu Laptops und digitalen Geräten an Schulen gegeben: „Wir haben gesehen, dass sie allmählich weniger benutzt werden“, so Laura McInerney. Der Grund dafür sei gewesen, dass es seit 2010 Sparmaßnahmen durch die Regierung gegeben habe, die auch zur Kürzung des Schulbudgets geführt haben. Die zehn Jahre davor sei viel Technik an die Schulen gebracht worden, sodass die gesamte Soft- und Hardware mittlerweile veraltet ist und Lizenzen nach und nach ausgelaufen sind, ohne dass sie erneuert wurden. „Als die Pandemie kam, waren wir sehr schlecht ausgestattet. Die meisten Schulen hatten vielleicht ein paar Laptops, aber es war insgesamt nichts, worin die Leute investiert haben“, resümiert die Mitgründerin. Es habe jedoch eine Entwicklung stattgefunden, sodass der Unterricht zu Hause im Vergleich zu den ersten Schulschließungen letztes Jahr deutlich besser funktioniert.

– Schulautonomie und Datenschutz –

In Großbritannien entscheiden die Schulen viel selbst und es gibt wenig Vorgaben durch die Bildungspolitik. Es gebe zwar sogenannte „academy trusts“, die ein Zusammenschluss verschiedener Schulen sind und somit auch gemeinsam Entscheidungen treffen, diese seien jedoch sehr selten, sagt McInerney. „Wir haben 24.000 Schulen, die alle ihr eigenes Ding machen, ohne einen strategischen Fokus und das im Kontext von Budgets, die seit etwa einem Jahrzehnt gekürzt werden“, so Laura McInerney.
Anbieter und Anwendungen wie Microsoft Teams und Google Classrooms hätten sich daher mit der Zeit an den Schulen durchgesetzt. „Wir haben kulturell bezüglich der Daten nicht die gleichen Bedenken wie in anderen Ländern. Wir haben auch nicht die gleichen Bedenken bezüglich des Arbeitens mit großen Konzernen“, erklärt die Journalistin. Dazu komme, dass man es in Großbritannien gewohnt sei, mit amerikanischen Produkten zu arbeiten und ebenso ein Englisch sprechendes Land sei. „Deshalb haben sich gewisse Anbieter wirklich guter Lernplattformen durchgesetzt.“

Zudem spricht Laura McInerney über ihre Arbeit als Journalistin, Lernmanagementsysteme und Schule während der Schulschließungen.


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Über diesen Podcast

Der Podcast „School must go on“ entstand während der Schulschließungen im Frühjahr 2020. Für Bildungsunternehmer Stephan Bayer (sofatutor.com) und Podcaster Philipp Glöckler war klar, dass das Lernen immer weitergeht – auch wenn es zunächst unvorstellbar schien.

Mit spannenden Denkanstößen und gelungenen Praxisbeispielen macht Stephan Bayer den Schulen Mut, sich nachhaltig und sinnstiftend weiterzuentwickeln. Er tauscht sich dazu jede Woche mit Lehrkräften, Bildungsexpert*innen und Familien über Themen wie Krisenmanagement, digitale Bildung oder neue Lernkonzepte aus. Seine Gäste zeigen, dass neue Bildung unkompliziert gelingen kann, wenn man mit Herz und Verstand zur Tat schreitet.

Für Ideen & Anmerkungen:

podcast@sofatutor.com

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Web: https://www.sofatutor.com/

von und mit Stephan Bayer

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