„Education Outside The Classroom“ – Über das Schulsystem in Neuseeland mit Verena Friederike Hasel
Verena Friederike Hasel zog im Jahr 2017 mit ihrer Familie nach Neuseeland und war dort von der Schule ihrer Kinder positiv überrascht. Als Journalistin besuchte sie daraufhin diverse Schulen in unterschiedlichen Gegenden Neuseelands, um mehr über das neuseeländische Schulsystem zu erfahren: „Nicht die Schule meiner Kinder war eine Ausnahme, das ist ein Ausnahmesystem!“, sagt Hasel.
Ihre Eindrücke schrieb sie schließlich nieder. Das Buch „Der tanzende Direktor: Lernen in der besten Schule der Welt“ wurde im Jahr 2019 veröffentlicht.
Im Podcast „school must go on“ spricht Verena Friederike Hasel über ihr Buch, die Rolle der Lehrkräfte und den Unterricht in Neuseeland.
– Ein Pyjamatag für Schüler-/innen & Lehrer/-innen –
Nach dem ersten Corona-Lockdown in Neuseeland sei es für die Schüler schwer gewesen, wieder regelmäßig in die Schule kommen zu müssen. Daraufhin sei ein Pyjamatag eingeführt worden, an dem die Schüler, aber auch die Lehrkräfte, im Pyjama zur Schule gekommen seien. „Das hat mich überrascht. Das würden sich Lehrkräfte in Deutschland nicht so einfach trauen“, sagt die Autorin dazu. „Lehrer haben in Deutschland einen schweren Stand. Sie müssen sich ständig bemühen, ihre Autorität zu wahren und werden dazu viel angefeindet und kritisiert“, bemängelt Hasel. Da fehle ihnen letztlich auch das Selbstbewusstsein, um im Pyjama in die Schule zu kommen.
„Mein Buch soll Impulse geben und Mut machen“, sagt die 42-jährige Autorin. Es solle Lehrkräften in Deutschland zeigen, wie Unterricht auch funktionieren kann und ihnen Ideen für den eigenen Unterricht mit an die Hand geben.
– Fortbildungen für Lehrkräfte als Prozess –
„Lehrer müssen in Neuseeland alle drei Jahre ihre Lizenz erneuern, um weiter unterrichten zu dürfen“, beginnt Verena Friederike Hasel, vom neuseeländischen Fortbildungssystem zu erzählen. Dem zugrunde liege das Prinzip des lebenslangen Lernens. „Lehrer sind Menschen, die Lehrer werden, weil sie im Leben von Kindern etwas bewirken wollen. Das ist auch die Annahme im neuseeländischen Bildungssystem. Es wird also immer eine gute Intention angenommen.“ Eine Lehrkraft könne sich jedoch auch immer noch weiterentwickeln.
Ein Fortbildner komme dafür in Neuseeland mehrmals an eine Schule. Beim ersten Mal unterrichte er selber, sodass Lehrkräfte zuschauen können. Beim zweiten Mal plane er mit den Lehrkräften den Unterricht und gehe auf konkrete Fragen ein und beim dritten Mal sei er dabei, wie eine Lehrkraft unterrichtet. „Fortbildner sind in Neuseeland erfahrene Lehrer, die den nächsten Schritt gehen und Mentoren werden“, berichtet die Journalistin.
– Freiheit in klaren Grenzen –
Früher habe Bildung und Unterricht viel aus Auswendiglernen bestanden, das habe sich geändert, seitdem man Wissen einfach aus dem Internet abrufen kann. „Heutzutage geht es vielmehr um Kreativität, Offenheit, Neugier, Flexibilität, Selbstliebe und Fragen wie ‚Wer bin ich?‘“, erklärt Hasel. Eben diese Annahme finde sich auch im neuseeländischen Bildungssystem wieder. So gebe es beispielsweise das Schulfach „Education Outside The Classroom“, in dem die Schüler/-innen genau solche Fähigkeiten lernen sollen. Im Rahmen dieses Fachs gehen die Kinder auch in den Wald, um dort zu lernen, mit Einsamkeit umzugehen.
Es gebe jedoch auch Bereiche, in denen Unterricht in Neuseeland sehr streng sei. So lege beispielsweise jede Schule sogenannte Schulwerte fest, deren Einhaltung sehr stark kontrolliert wird. Außerdem werde viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder schon früh gut lesen und schreiben können. Auch das werde streng kontrolliert und eingefordert. „Es ist Freiheit in klaren Grenzen“, beschreibt die Autorin das neuseeländische Schulsystem.
Außerdem spricht Verena Friederike Hasel über die Schulreform und die Verteilung von Geldern in Neuseeland sowie weitere veranschaulichende Beispiele aus den Schulen, die sie besucht hat.
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/verena-friederike-hasel-a919a71aa/
Kommentare
Neuer Kommentar